Das war der Plan! Die Schulpflicht in Deutschland war einer der Hauptgründe für uns auszuwandern. Drei Jahre Schule, gekoppelt an meine eigenen Erinnerungen, haben zu viele Fragen, zu viele Zweifel und zu viel Unbehagen aufkommen lassen. Morgens 6.00 Uhr klingelt der Wecker, egal ob es hell oder noch stockfinster ist. Eine schlechte Nacht oder leichtes Unwohlsein zählen nicht, genausowenig wie schlechtes Wetter oder einfach keine Lust. Urlaub geht plötzlich nur noch in der Hauptsaison und in vorgeschriebener Länge. Alle sitzen artig zur selben Zeit im selben Raum und interessieren sich für die selbe Sache, 45 Minuten lang, vielleicht auch mal 90 Minuten, dann kommt das nächste. Ich stellte mir immer häufiger die selbe Frage: WAS SOLL DAS ALLES??? Was genau wird uns da beigebracht? Immer deutlicher wurde das „Das ist nicht richtig so!“ in mir. Nicht oder vor allem nicht für die Kinder, aber eben auch nicht für die Eltern, nicht für die Geschwister und nicht mal für die Lehrer. Diese Art der Bildung ist nicht entstanden, weil es der beste Weg ist für Kinder zu lernen oder – was ja auch gerne herangezogen wird – sich zu sozialisieren. Diese Art der Bildung dient einzig und alleine der Wirtschaft, nicht dem einzelnen Kind und auch nicht den Eltern.
Nun ist Elias genau in dieses System gewachsen. Er war bei einer Tagesmutter und dann im Kindergarten (die längste Zeit in meiner eigenen Gruppe) und schließlich auf der Waldorfschule. Von Anfang an war ich unglücklich damit und doch dachte ich, es müsste so sein. Anstatt an der Ursache zu rütteln, versuchte ich nur die Symptome im Zaum zu halten indem ich das Drum-Herum so angenehm wie möglich gestaltete. Das funktionierte, halbwegs. So lange er alleine war, so lange es nur seine Bedürfnisse zu beachten gab. Es hörte auf zu funktionieren als seine Schwester geboren wurde. Egal wie sehr ich mich im Kreis drehte, für irgendjemanden war es immer gerade falsch. Mir wurde immer klarer, dass es so nicht gehen kann, wenn ich meine Kinder nicht verletzen wollte. Ich begann mich mehr und mehr frei zu machen, loszulassen und hielt nach Alternativen Ausschau. Dabei stolperte ich über immer mehr Menschen, zum Teil angesehene Wissenschaftler, zum Teil einfach Mütter wie ich, die das gesamte Schulsystem stark kritisierten und schließlich landete ich beim Freilernen. Anfangs noch sehr skeptisch und fragend, dann immer begeisterter bis zum „JA! Das ist es!“.
Mir war klar, dass ich die Grundlage für diese Art der Bildung schaffen muss. Unsere 3-Zimmer Wohnung mitten in der Stadt, eingeschränkt von Wänden vor den Augen und nur in unserer kleinen Familie zu sein, das war es nicht. Und so begann die Reise, leider sind wir immer noch nicht angekommen. Immer wieder haben wir andere Familien getroffen, meist waren die Kinder jünger als Elias und auch wenn er trotzdem spielt, so fehlt ihm doch jemand zu dem er aufschauen kann. Das wurde immer deutlicher und gipfelte nun ist seinem Wunsch wieder zur Schule zu gehen, sicher auch etwas inszeniert von aussen, von all den Konflikten die ich trage seit wir uns auf diesen Weg begeben haben.
Ich habe mich auf seinen Wunsch eingelassen, wohl mehr in der Hoffnung, dass er schnell wieder die Lust daran verliert. Nun sind zwei Wochen vergangen mit Weckergeklingel und Hausaufgaben, mit Fahrerei und Laternenfest und mit kleineren und größeren Konflikten. Noch halten wir alle durch!