Vor gut einer Woche sind wir an der Algarve angekommen. In der Nähe von Lagos haben wir uns eine kleine Auszeit auf einem Campingplatz gegönnt. Wir hatten den Tipp bekommen, dass sich hier einige Freilerner-Familien aus Deutschland aufhalten würden – und so war es auch. Mit manchen hatten wir schon vorher über Facebook und E-mail Kontakt, mit manchen sind wir erst hier ins Gespräch gekommen und mit anderen ging es nicht über ein freundliches Grüßen hinaus. Es gibt einige Eltern mit jüngeren Kindern, die ihre gemeinsame Elternzeit nutzen. Sie sind für einige Wochen bis zu einem Jahr unterwegs. Und erstaunlicherweise gab es einige Eltern mit größeren Kindern in Elias Alter und darüber hinaus. Kindern denen die Schule in Deutschland zu viel ist, die andere Bedürfnisse haben – Bedürfnisse, die nicht wahrgenommen werden. Kinder die einfach geschluckt werden vom System, die untergehen. Glücklicherweise haben sie Eltern, die sie ernst nehmen, die ihre Bedürfnisse erkennen und versuchen Alternativen zu finden. Den meisten von ihnen geht es wie uns – sie haben keinen klaren Plan wie diese Alternative aussehen soll, sie sind auf der Suche und wagen dieses Abenteuer in dem Vertrauen für ihre Kinder das Richtige zu tun oder zumindest in der Überzeugung ihnen mit dieser Freiheit weniger Schaden zuzufügen. Neben all den Gesprächen auf dem Campingplatz, waren wir auch bei einem Treffen in Sagres am Strand. Hier waren noch mehr Eltern mit noch mehr Kindern und noch mehr Gesprächen… und irgendwie fange ich tatsächlich an mich zu fragen, warum nichts passiert, warum so viele Menschen nichts ändern können!? Ich bin überzeugt, dass diese Gruppe stetig wachsen wird – viele von ihnen werden gehen, doch manche werden bleiben und kämpfen. Vielleicht gibt es einen Weg diesen Kampf auch aus der Ferne zu unterstützen!? So wie wir, gehen die meisten nicht aus Angst, sondern aus Fürsorge für die eigenen Kinder.
Elias hat in diesen wenigen Tagen viele Freundschaften geschlossen. Immer wieder war er unterwegs, mit dem Fahrrad oder Roller über den Platz, im Pool zum Baden, auf dem Spielplatz oder zum Lego bauen. Zu seiner Freude gab es einige Kinder die ausreichend Steine im Gepäck hatten. All diese Kinder sind höflich und freundlich, aufgeschlossen, offen und intetessiert, doch vor allem sind sie selbst und dürfen es auch sein. Es gab keinerlei Streit oder Ärger, jeder hatte seinen Raum.
Mir hingegen fiel diese Woche, trotz all der netten Bekanntschaften, auch ein bißchen schwer. Es ist als würde mich die Winter-Schwere auch ohne Winter einholen. Kleinigkeiten haben meine Laune getrübt und ich habe sehr viel länger gebraucht sie zu überwinden, ich war gereizt und immer wieder gingen mir die Kinder mit ihren Bedürfnissen auf die Nerven. Ich sehne mich nach Ruhe, nach Zeit für mich ganz alleine. Die fällt eben aus, wenn man zu viert auf kleinstem Raum unterwegs ist. Und so hoffe ich, dass wir nun bald unser Zuhause finden, dass wir ins Tun und ins Schaffen kommen. Auch das fehlt mir!
Hey du, das kann ich so gut nachvollziehen… Ich wünsch dir, dass du ab und zu ein bisschen Raum und Zeit für dich findest… Und ich frage mich auch ganz oft: „Warum machen wir das eignetlich mit?“ Gerade jetzt, wo ich wieder ein Kind in der vierten Klasse habe, wo es darum geht, wer danach wohin zur Schule geht… Dieser Druck, diese Konkurrenz, dieser Wahnsinn. Wahrscheinlich würde es ein kleines bisschen helfen, Bayern zu verlassen. Andererseits denke ich, das kann auch nicht die Lösung sein, dass alle gehen oder Deutschland verlassen. Manchmal ist es frustrierend zu sehen, wie „gut“ auch die Eltern funktionieren, sich anpassen und einfach mitlaufen in diesem Hamsterrad. Wir versuchen uns selbst im Kleinen und im Rahmen unserer Möglichkeit als Familie zu helfen, darüber werde ich bald auf meinem Blog („Die Sache mit der Schule, Teil 3“) etwas veröffentlichen… Viel Erfolg bei der Suche nach einem Ort zum Bleiben. Ich verfolge eure Reise gespannt 🙂 Liebe Grüße, Martha
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Das frag ich mich auch…
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Ich wollte auch keinen Aufruf zur Flucht starten 🙂 im Gegenteil – ich frage mich einfach warum es so schwierig ist etwas zu verändern, wenn so viele unzufrieden sind!? Kinder, Eltern, Lehrer!
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