Wir waren in den letzten Wochen zu Besuch bei Oma. Hier ist es ein bißchen wie auf einem Bauernhof – Katzen, Hunde, Hühner und Enten teilen sich den Hof. Dahinter auf der Weide stehen die Schafe und Gänse. Über uns fliegen Kraniche, im Efeu sitzen die Spatzen und andere Vögel. Ein reges Treiben von früh bis spät. Für uns Große gibt es immer irgend etwas zu tun und für Lia immer irgend etwas zu entdecken. Elias hingegen wird es immer wieder so richtig langweilig.
Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit, in der plötzlich all das, was sonst so viel Spaß gemacht hat, furchtbar öde schien. An all die Vorschläge meiner Mutter, die mich nicht überzeugen konnten. Und dann an diesen Moment, vom Blitz aus dem Nichts getroffen, hat man eine zündende Idee und vorbei ist die Langeweile.
Auch Elias kommt dann zu mir – manchmal schleicht er auch nur mit einem deutlich hörbaren Stöhnen um mich herum, welches immer lauter wird, wenn ich nicht reagiere. Und auch wenn ich weiß was nun kommt und das keine meiner Antworten ihn mitreißen wird, lasse ich mich immer wieder auf dieses Gespräch ein, halte all die Nein’s aus bis er mich entlässt. Meistens dauert es nicht lange und er ist schwer beschäftigt und ich so manches Mal überrascht.
In der Schule war Handarbeit immer das Fach, auf welches er sich am wenigsten freute und so manches Mal musste ich ihn an diesem Schultag überzeugen aufzustehen. Er war sehr viel langsamer als seine Mitschüler, hing immer mindestens ein Stück hinterher. Bei Oma entdeckte er nun eine alte Nähmaschine. Er hatte auch schon Mal zu Hause auf einer Kindernähmaschine aus DDR-Tagen genäht. Ich weiß nicht mehr, ob sie nicht mehr gut funktionierte oder ich im Alltag keine Zeit hatte ihm zu helfen, aber er verlor schnell das Interesse daran. Ganz anders war es dieses Mal. Er nähte zwei Tage lang, wenn wir ihn nicht erinnert hätten, hätte er wohl das Essen vergessen. Schon beim nähen der einen Sache, fielen ihm drei Sachen ein, die er im Anschluss auch noch nähen wollte. Er war sehr eifrig und konzentriert, er ließ sich helfen, wenn es nicht mehr weiter ging und versuchte es geduldig immer wieder, wenn sich sein Vorhaben nicht auf Anhieb umsetzen ließ. Und so entstand ein Taschentuch für seinen Papa, eine Fahne mit einer Lokomotive und einiges mehr.
Ich bin sehr froh ihm diese Zeit geben zu können. Die Zeit etwas zu entdecken, etwas auszuprobieren ohne immer wieder unterbrochen zu werden oder zur nächsten Sache beordert zu werden. Und ich freue mich, dass ich nun einen Anteil haben kann, sei es um ihm zu helfen oder einfach nur um ihm zuzuschauen, um dabei zu sein, wenn er lernt und wächst.
Es freut mich dass ihr Freiheit verspuert und das wirkliche Sein leben und geniessen koennt. Schoen zu lesen. Danke fuers teilhaben lassen. Wir kommen gerade von einem campervan trip wieder. Herrlich und pures Sein. Eine ganz anderen art Familie zu Leben😍Ich wuensche euch alles Gute und Natuerliche. Cheers Ines
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